Reportage | MDR

Nordhausen - die letzten Zeugen

Hamburg, Köln, Dresden. Noch in den letzten Kriegsmonaten Anfang 1945 wurden diese Großstädte von alliierten Bombern zerstört. Doch auch kleinere, nicht so bekannte Städte waren in diesen Tagen das Ziel massiver Bombardierungen. Nordhausen war eine von Ihnen; eine mittelgroße Stadt im Norden Thüringens.

Mehr als tausend Jahre alt, war sie geprägt vom mittelalterlichen Stadtbild. Tabak- und Branntweinproduktion hatten ihr in den 1920er Jahren gewaltigen Reichtum gebracht und für die Alliierten, so dachten die Nordhäuser, war ihre kleine Stadt völlig unbedeutend.

Doch Nordhausen hütete ein Geheimnis: Vor den Stadtgrenzen hatten die Nationalsozialisten das Konzentrationslager „Mittelbau – Dora“ errichtet. Die Häftlinge mussten unter unmenschlichen Bedingungen ein unterirdisches Stollensystem ausbauen, in dem ab Ende 1943 die von der Propaganda als „Vergeltungswaffen“ ausgerufenen Raketen V1 und V2 produziert wurden.

Als alliierte Aufklärungsflugzeuge 1944 Teile der Raketenproduktion entdeckten, wurde auch Nordhausen zum Ziel für großflächige Luftangriffe.